Frappieren: Der Sommelier-Trick, der deinen Wein-Abend rettet

Frappieren: Der Sommelier-Trick, der deinen Wein-Abend rettet

Die Szene ist ein Klassiker: Freunde kommen spontan zu Besuch, du willst mit einem Glas Sekt anstoßen oder einen frischen Weißwein servieren – doch die Flasche ist zimmerwarm. Der Kühlschrank braucht Stunden. Das Gefrierfach ist gefährlich (und langsam).

Die Lösung ist ein eleganter, professioneller Handgriff, den Sommeliers auf der ganzen Welt anwenden: das Frappieren. Wir erklären, was das ist und wie du mit einem einfachen Trick Sekt & Wein in unter 10 Minuten auf die perfekte Trinktemperatur kühlst.

 

Was ist Frappieren genau?

 

Der Begriff stammt vom französischen Wort "frapper", was so viel wie "schlagen" oder "stark kühlen" bedeutet. Beim Frappieren geht es nicht um ein sanftes Kühlen, sondern um das sehr schnelle Herunterkühlen einer Flasche, meist in einem Weinkühler oder Eiskübel.

Es ist die Methode der Wahl, wenn es schnell gehen muss, ohne die Qualität des Weins zu beeinträchtigen.

 

Die ultimative Frappier-Methode: So geht's richtig

 

Vergiss das Gefrierfach. Die professionelle Methode ist nicht nur schneller, sondern auch schonender für den Wein. Alles, was du brauchst, sind vier Dinge:

  1. Ein Weinkühler (oder ein hoher Topf)

  2. Eiswürfel

  3. Kaltes Wasser

  4. Eine Handvoll Salz

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Die Basis: Fülle den Weinkühler etwa zur Hälfte mit Eiswürfeln.

  2. Der Kontakt: Gieße kaltes Wasser auf, bis die Eiswürfel fast bedeckt sind (ca. 50/50-Mischung). Das ist entscheidend: Eine Flasche, die nur in trockenen Eiswürfeln steht, kühlt kaum, da sie nur an wenigen Punkten Kontakt zur Kälte hat. Das Eiswasser umschließt die Flasche komplett und sorgt für maximale Wärmeübertragung.

  3. Der Turbo (Das Geheimnis): Gib nun 2-3 Esslöffel handelsübliches Salz in das Eiswasser und rühre kurz um.

  4. Die Flasche: Stelle die Flasche Sekt oder Wein in die Mischung.

  5. Der Extra-Kick: Drehe die Flasche alle paar Minuten sanft um ihre eigene Achse. Das sorgt dafür, dass die bereits gekühlte Flüssigkeit an der Innenseite der Flasche sich mit dem wärmeren Kern vermischt und der Kühlprozess noch gleichmäßiger und schneller abläuft.

Ein Weißwein ist so in 10-15 Minuten perfekt temperiert. Ein Sekt oder Champagner, der kälter sein muss, ist oft schon nach 5-8 Minuten trinkbereit.

 

Warum Salz? Der physikalische Turbo

 

Das Salz ist der eigentliche "Lifehack". Salz löst sich im Wasser und senkt dessen Gefrierpunkt drastisch (von 0°C auf bis zu -10°C oder kälter).

Das Eiswasser wird dadurch eisig kalt, weit unter den Gefrierpunkt, ohne selbst fest zu werden. Diese extreme Kälte, kombiniert mit der perfekten Kontaktfläche des Wassers, "schock-kühlt" (frappiert) die Flasche in Rekordzeit.

 

Die Don'ts: Was du niemals tun solltest

 

  • Das Gefrierfach: Es ist die häufigste, aber schlechteste Lösung.

    • Es ist langsam: Es dauert 40-60 Minuten, um eine Flasche nennenswert zu kühlen.

    • Es ist gefährlich: Vergisst du die Flasche, dehnt sich der Wein beim Gefrieren aus und sprengt den Korken oder sogar die ganze Flasche. Eine klebrige Katastrophe ist die Folge.

    • Es schadet dem Wein: Extreme Kälte kann die Aromastruktur eines Weins beeinträchtigen, besonders bei Prädikatsweinen.

  • Eiswürfel in den Wein: Das mag bei Softdrinks funktionieren, bei Wein ist es ein Fauxpas. Das schmelzende Eis verwässert den Wein und zerstört seinen Körper und seine Struktur.

 

Welche Weine werden frappiert?

 

Frappieren ist ideal für alle Weine, die kühl serviert werden müssen, um ihre Frische und Aromatik zu zeigen:

  1. Sekt & Schaumwein: Das ist der wichtigste Anwendungsfall. Sekt sollte bei 6-8°C getrunken werden. Perfekt, um einen Winzersekt 2015 von Dr. Heigel spontan zu genießen.

  2. Rosé: Ein Rosé lebt von seiner Frische. Ob als Aperitif oder zum Essen, ein Spätburgunder Rosé muss kalt (8-10°C) sein.

  3. Leichte, aromatische Weißweine: Weine, die reduktiv ausgebaut wurden, um ihre Primärfrucht zu bewahren, profitieren enorm von Kühle. Ideal für einen duftigen Gelber Muskateller oder einen filigranen Kabinett von der Mosel (z.B. von K-J Thul oder Lubentiushof).

Rotwein wird nicht frappiert. Hier spricht man eher vom "Chambrieren" (auf (ehemalige) Zimmertemperatur bringen) oder bei leichten Rotweinen von einem leichten Kühlen auf 16-18°C.

 

Fazit: Gerettet in Minuten

 

Mit der Eis-Wasser-Salz-Methode rettest du nicht nur jede spontane Feier, sondern zeigst auch echte Weinkompetenz. Es ist der schnellste, sicherste und schonendste Weg, um Weißwein, Rosé und Sekt zu ihrem perfekten Genuss zu verhelfen.

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