Der "Korker": So erkennst du den ultimativen Weinfehler (und was du dann tun kannst)

Der "Korker": So erkennst du den ultimativen Weinfehler (und was du dann tun kannst)

Es ist der Schreckensmoment für jeden Weinliebhaber: Du öffnest eine vielversprechende Flasche, vielleicht einen edlen Rotwein oder einen lange gereiften Prädikatswein. Du schenkst ein, hebst das Glas zur Nase und... statt Frucht, Würze oder Mineralität riechst du nur eines: einen dumpfen, modrigen Geruch.

Der Wein "korkt". Dieser Fehler, auch "Korkschmecker" genannt, ist der bekannteste und wohl frustrierendste Mangel, den ein Wein haben kann. Wir erklären, wie du ihn sicher erkennst und warum er nichts mit Korkkrümeln im Glas zu tun hat.

 

Was ist Korkgeschmack?

 

Zunächst das Wichtigste: Korkgeschmack hat nichts mit kleinen Stücken Kork zu tun, die beim Öffnen in den Wein gebröselt sind. Diese sind zwar lästig, aber geschmacksneutral.

Der echte "Korker" ist ein chemisches Problem. Der Übeltäter heißt 2,4,6-Trichloranisol, kurz TCA.

Diese Substanz ist extrem potent. Selbst in winzigsten Dosen – wir sprechen von Nanogramm-Mengen (Milliardstel Gramm) pro Liter – kann sie einen ganzen Wein dominieren und ungenießbar machen.

 

Wie erkennt man einen "Korker"?

 

Dein Geruchssinn ist dein wichtigstes Werkzeug. Ein Wein mit Korkgeschmack verliert alle seine positiven Aromen. Die Frucht ist wie ausgelöscht. Stattdessen dominieren unangenehme Gerüche:

  • Muffig, modrig

  • Nasser Karton oder feuchte Pappe

  • Schimmeliger Keller

  • Ein Geruch wie ein alter, nasser Lappen

Am Gaumen schmeckt der Wein flach, dumpf, oft unangenehm bitter und einfach nur "falsch". Der muffige Eindruck der Nase bestätigt sich im Geschmack und bleibt oft lange haften.

 

Der Unterschied zu anderen "Fehlern"

 

Es ist wichtig, Korkgeschmack von harmlosen Phänomenen zu unterscheiden.

  • Weinstein: Das sind harmlose, geschmacksneutrale Kristalle am Flaschenboden. Sie sind kein Fehler, sondern oft ein Qualitätsmerkmal.

  • Reduktive Noten: Manchmal riecht ein Wein direkt nach dem Öffnen etwas nach "Streichholz" oder "Feuerstein". Das ist kein Fehler! Gib dem Wein Luft (schwenken oder dekantieren), dieser Ton verfliegt meist und macht Platz für wunderbare Aromen.

Ein echter Korkgeschmack (TCA) verfliegt nicht. Er wird an der Luft oft sogar noch schlimmer.

 

Wie entsteht TCA?

 

TCA ist das Ergebnis einer chemischen Reaktion. Meistens entsteht es, wenn Mikroorganismen (Schimmelpilze), die von Natur aus in der Rinde der Korkeiche leben, mit Chlorverbindungen in Kontakt kommen. Diese Chlorverbindungen wurden früher oft zur Reinigung und Bleichung von Naturkorken verwendet.

Obwohl diese Praktiken heute weitgehend abgeschafft sind, kann TCA auch an anderen Stellen im Weinkeller entstehen (z.B. in alten Holzfässern oder Balken) und den Wein kontaminieren. Das ist der Grund, warum in extrem seltenen Fällen auch Weine mit Schraubverschluss "korken" können – der Fehler lag dann schon im Keller, nicht im Verschluss. In 99% der Fälle ist aber ein befallener Naturkorken die Ursache.

 

Ist Korkgeschmack gesundheitsschädlich?

 

Nein. TCA ist für den Menschen völlig ungefährlich und nicht gesundheitsschädlich. Es ruiniert "nur" den Geruchs- und Geschmackssinn und damit den gesamten Wein.

 

Was tun, wenn der Wein korkt?

 

  1. Nicht trinken: Du tust dir keinen Gefallen. Der Wein ist ungenießbar.

  2. Nicht zum Kochen verwenden: Der Korkgeschmack wird durch das Einkochen nur konzentriert und ruiniert dein Essen.

  3. Reklamieren: Das ist der wichtigste Schritt. Ein "Korker" ist ein klarer Produktfehler. Wenn du einen Wein bei einem seriösen Fachhändler oder direkt beim Winzer (wie unseren Partnern Dr. Heigel oder Adelseck) gekauft hast, bring die Flasche zurück. Du bekommst anstandslos Ersatz. Das gilt auch für geöffnete Flaschen in Restaurants.

 

Der Trend zu alternativen Verschlüssen

 

Genau wegen des TCA-Problems haben viele Winzer bei ihren frischen, aromatischen Weißweinen auf Schraubverschlüsse umgestellt. Sie garantieren zu 100%, dass dieser spezielle Fehler nicht auftreten kann.

Bei hochwertigen Rotweinen, die für eine lange Reifung und einen minimalen oxidativen Austausch gedacht sind, sowie bei traditionellem Sekt wie dem Winzersekt 2015, bleibt der Naturkorken jedoch oft die erste Wahl.

Glücklicherweise hat die Korkindustrie massiv in neue Technologien investiert (z.B. Dampfreinigung), sodass die Korkfehler-Rate von ehemals bis zu 7% auf heute nur noch etwa 1-2% gesunken ist.

 

Fazit

 

Korkgeschmack ist der tragische, aber zum Glück immer seltener werdende Erzfeind des Weingenusses. Lass dich davon nicht entmutigen. Erkenne ihn, reklamiere ihn und freue dich auf die nächste, einwandfreie Flasche!

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